| | | Einführungsrede zur Ausstellung im Technologiepark Tübingen-Reutlingen 27.04.2006 |
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AKADEMGORODOK - EINBLICKE INS UNSICHTBARE
Es gilt das gesprochene Wort!
Erschienen: 27.04.2006 Medium: Einführungsrede zur Ausstellung im Technologiepark Tübingen-Reutlingen Autor: Petra von Olschowski
Guten Abend, meine sehr geehrten Damen und Herren,
Unter dem Mikroskop betrachtet, zerfällt die Welt in ihre Teile. Jeden Tag ein wenig mehr. Sekunde um Sekunde dringen wir weiter ein in ihr Innerstes, um zu erfahren, was sie dort letztendlich zusammenhält. Auf dem Weg dahin zerlegen wir sie Molekül für Molekül, Atom für Atom und finden in den kleinsten Teilen immer neue Ordnungen, jede für sich ein fremdes Universum. Das geht so lange, bis letztlich nichts anderes übrig bleibt als die endlose Zersplitterung von Einheiten. Kein Innerstes, kein Ganzes, kein Halt im grenzenlosen Raum, in endloser Zeit. Was die Welt im Innersten zusammenhält? Es wird wohl keine Antwort auf diese Frage mehr geben. Schon Goethes Faust scheiterte, als er den Pakt mit dem Teufel schloss, um die Antwort auf diese Fragen aller Fragen zu finden.
„There’s plenty of room at the bottom“, soll Richard Feynman, einer der Begründer der Nanotechnologie, seinen zentralen Vortrag zum Thema Ende der 50er Jahre überschrieben haben: „Da ist viel Platz auf dem Grund“ – ganz unten, wenn alles bis ins zwergenhaft Kleine, ins Grundlegende zergliedert worden ist. Doch ob dieser Raum die Menge an Möglichkeiten bedeutet oder die Leere selbst, das weiß man eben nicht.
Kehren wir also die Perspektive einmal um und blicken von unserem schönen geschlossenen Globus aus ins große Ganze, ins All. Stellen wir uns vor, es gäbe außerirdische Intelligenzen und diese säßen – einem himmlischen Schöpfergott gleich – irgendwo da draußen und würden den Erdball von der Ferne wie eine Konstruktion betrachten, eine Maschine, von ihnen erdacht und entwickelt und zu Forschungszwecken gebraucht, ja dann wäre die Erde, die wir als so groß und reich empfinden, und wir, die Menschen, aus deren Sicht nicht mehr als ein Studienobjekt nanotechnologischer Erkenntnis. „There’s a plenty of room at the bottom“, würde vielleicht einer zum andern sagen, und wir würden uns erstaunt die Augen reiben und aufschreien wollen. Aber keiner würde uns hören.
Was würden wir diesen Wesen im All gern von unserer Existenz mitteilen? Was würden wir erzählen über unser Leben auf dem Planeten, der Erde heißt, und der von außen betrachtet so klein, von innen gesehen, aber so gewaltig erscheint? Das ist eine der Fragen, die die Künstlerin Anne Rinn in dieser Ausstellung hier im Technologiepark stellt und die sie mit ihren Zeichnungen zu beantworten versucht. Es ist klug konzipiert, dass Anne Rinn ausgewählt wurde, die ambitionierte Ausstellungsreihe im TTR fortzusetzen, und sie nun diese Auswahl von Arbeiten aus den vergangenen fünf Jahre ausgerechnet an einem Ort technologischer Forschungs- und Entwicklungsarbeit präsentieren kann. Tatsächlich ist die künstlerische Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Themen im weitesten Sinn charakteristisch für ihr Schaffen.
Doch dazu später mehr.
Kehren wir erst einmal zurück zu unseren Außerirdischen. „Die Sicht der Anderen“ ist eine Serie von 40 Zeichnungen überschrieben, die Anne Rinn zusammen mit dazugehörigen Texten auf den Gängen der vier oberen Geschosse des Hauses zeigt. Die Idee dazu kam ihr, als sie sich mit einem Projekt der Nasa beschäftigte: 1977 schickte die Nasa bekanntlich zwei Sonden ins All, Voyager I und II. Diese senden seit nunmehr fast 30 Jahren nicht nur Bilder und Zahlenmaterial von ihrer Reise ins Unendliche zurück in die Heimat, nein, an ihrer Außenhaut sind auch zwei so genannte Golden Records angebracht, auf denen außerirdische Intelligenzen, so es sie gibt, Informationen über das Leben auf der Erde und das Wesen der Menschen erhalten können. Und während Anne Rinn die Art und Weise prüfte, mit der die Amerikaner versuchten, über diese Golden Records das Bild einer perfekten, unfehlbaren Erdenwelt zu vermitteln, fragte sie sich, was sie den Außerirdischen gern mitteilen würde und was diese wohl antworten würden.
Das Ergebnis sind diese 40 Zeichnungen. Dabei stehen reale Fundstücke – Textpassagen aus philosophischen oder literarischen Schriften sowie Zeitungsausschnitte – und Zeichnungen von uns bekannten Bildwelten irrealen Fantasievorstellungen bzw. künstlerischen Projektionen gegenüber.
Das Leben in der einen Sphäre, der unseren, beginnt in Anne Rinns Vorstellung mit einem Ei; das der anderen entsteht aus einem Punkt: „Der geometrische Punkt ist ein unsichtbares Wesen, sobald wir ihn mit mathematischer Präzision erfassen wollen“, lesen wir dazu. „Und so nimmt er Anlauf zum Sprung aus einer Welt in eine andere, vom Praktisch-Zweckmäßigen befreit, wo er als selbständiges Wesen zu leben anfängt.“ Wir sehen dann auf den weiteren Blättern, wie sich das Bild der Menschen vom Sonnensystem wandelte und wie – auf der anderen Seite – ungeordnete Galaxien existieren, die nichts mit der schönen Regelmäßigkeiten unserer Planetenordnung zu tun haben. Wir entdecken frühe Lebewesen und explodierende Räume, Adam mit seiner ersten Frau Lilith und wilde Strömungen im All, den Untergang der Titanen und einen Poltergeist namens Revolution – um nur einiges zu nennen.
Das letzte Bild der Erde zeigt die Menschen auf einem anderen Planeten, weit entfernt. Arm in Arm stehen sie da und richten den Blick zurück auf einen explodierenden Globus. Darunter steht der Satz von Peter Ustinov: „Die letzte Stimme, die man hören wird, bevor die Welt explodiert, wird die eines Experten sein, der sagt: ‚Dies ist technisch unmöglich.’“ Im All dagegen steht zuletzt die große Fusion bevor: „Das Gefüge fällt nicht in sich zusammen oder beginnt sich aufzulösen“, heißt es da, „sondern verschmilzt mit dem anderen.“
Auch wenn Anne Rinn in ihren Bildern den Lauf der Welt oder aktuelle politische und gesellschaftliche Fragen nicht konkret formuliert, wird über formale Entscheidungen, wie die der Reihenfolge, in gewisser Weise doch – oft ironisch – kommentiert. Einen Tag nach dem 20. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe wird der eine oder andere diese letzten Bilder der Serie sicher mit einem Beigeschmack betrachten.
Die Künstlerin selbst formuliert es neutraler: „Wir sind nicht perfekt. Mir geht es vor allem darum, die kleinen und großen Missgeschicke der Menschen nicht zu unterschlagen, die bei der Bild-Auswahl der Nasa unter den Tisch gefallen war.“ Gleichzeitig thematisiert sie in der Gegenüberstellung menschlicher und außerirdischer Bilder die Möglichkeit ganz verschiedener Weltsichten. „So ist es mein Ziel“, sagt sie, „die eigenen Versuche der Weltaneignung als Konstruktion verschiedener Versionen von Wirklichkeit zu dokumentieren.“
Meine Damen und Herren, ich habe diese Serie von Zeichnungen für den Beginn dieser Einführung gewählt, weil an ihr einiges deutlich wird vom Charakter der Arbeiten und vom Vorgehen der Künstlerin. Lassen Sie mich dazu einige Worte sagen, bevor wir auf das zentrale Werk dieser Ausstellung eingehen, die fünf großen Zeichnungen für die Fassade des Gebäudes – entstanden zum Thema „Akademgorodok“ – so lautet ja auch der Titel dieser Ausstellung mit Verweis auf jene sibirische Wissenschaftsstadt.
Zunächst einmal: Anne Rinn ist gebürtige Tübingerin und lebt heute in Berlin. Sie hat in Wien und Moskau studiert – vor allem Bühnenbild -, sich schließlich aber entschieden, als freie Künstlerin und nicht fürs Theater zu arbeiten. Zahlreiche Stipendien haben diesen Weg bestätigt: Unterstützt wurde sie unter anderem vom DAAD und von der Kunststiftung Baden-Württemberg. Stand zu Beginn – wohl auch beeinflusst von der Bühnenbildnerei – noch die Arbeit an großen raumfüllenden Installationen im Vordergrund, entschied sie sich so um das Jahr 2000 für die Zeichnung als eigenständiges Medium. Im Moment steht sie ganz klar im Zentrum der Arbeit – als eine Methode der Reduktion und Konzentration auf Wesentliches.
Aber es ist nicht unbedingt eine Form von Zeichnung, wie man sie aus der Kunstgeschichte kennt. Zeichnung hat ja gemeinhin den Charakter einer Skizze. Häufig wird in ihr – gerade so wie in der Handschrift – eine persönliche Befindlichkeit oder innere menschliche Dynamik deutlich. Gezeichnet wird in der Regel mit Bleistift, Buntstiften oder Tuschen auf Papier, und schon durch die Wahl dieser Mittel liegt eine spontane Bildfindung, ein schneller, mal zarter, mal härterer Auftrag nahe. Was in der Zeichnung aber immer dominiert, ist die Linie.
So ist es auch in der Arbeit von Anne Rinn. Nur sind die Linien bei ihr nicht gekennzeichnet durch eine schnelle, spontane Niederschrift, wir erfahren in ihnen nichts über psychologische Strukturen oder emotionale Empfindungen. Anne Rinn setzt die Zeichnung so ein, wie wir es aus der technischen Konstruktion, aus der Naturwissenschaft und – um doch einen Bezugspunkt aus der Kunst zu nennen – aus Pop Art und Comic kennen. Vielleicht auch – um weiter zurückzublicken – von Leonardo da Vinci, der ja eben auch Künstler und Erfinder war. Es sind bei Anne Rinn klar durchkalkulierte Kompositionen, in denen jede Linie schon zu Beginn der Arbeit feststeht, in denen nicht über den Strich eine Form gesucht wird – auch wenn dieser Strich sich manchmal geradezu verselbständigt. Im Großen und Ganzen aber werden die Kompositionen und Umrisse schon im Vorfeld entwickelt. Tatsächlich handelt es sich bei Anne Rinn in den meisten Fällen um Umrisszeichnungen. Ähnlich wie in der Technik, der Naturwissenschaft oder auch im Comic erzählen diese Zeichnungen von Abläufen und Prozessen - im weitesten Sinne. Da fließen Energien und Ströme über Pfeile, da laufen Räder, wachsen Teile zusammen, stoßen andere sich ab, da kommt es zu kleinen Explosionen, finden Stecker zueinander, setzen Bewegungen ein.
Die Bilder sind, geht man offenen Auges auf sie zu, lesbar. Wenn auch von jedem Betrachter anders. Meistens sind es absurde Konstrukte, die wir sehen, vieles erinnert an Schaltpläne, einiges an Amöben, Zellen, Wucherungen, an Blicke durchs Mikroskop, manchmal werden aus den Zeichnungen aber auch ganze Geschichten, wie in der bereits genannten Serie „Die Sicht der Anderen“ oder auch in der Mappe „Schwarze Wolke – Grüne Wolke“, die Sie im oberen Konferenzraum sehen.
Hier dienten Anne Rinn zwei Science-Fiction-Romane als Ausgangsmaterial: „Die grüne Wolke“ von A.S. Neill und der Roman „Die schwarze Wolke“ des Physikers Fred Hoyle. Im einen Fall zerstört eine grüne Wolke das Leben auf der Erde. Nur jene Menschen überleben, die zum Zeitpunkt der Katastrophe auf den Gipfeln der Berge waren. In Fred Hoyles Buch geht es um eine ebenfalls zerstörerisch wirkende schwarze Wolke, die die Menschen mit all ihren Technologien erforschen wollen – ohne Erfolg.
In den am Beginn stehenden Zeichnungen der Bergwelten begegnet uns Anne Rinn nun mit einem anderen, weichen Strich. Hier werden nicht Umrisse gezogen, sondern zarte Strukturen gelegt. Das hat mit einer gewissen Bildtradition der Romantik, der Schwärmerei für das Über-Den-Wolken-Sein zu tun. Und so entdecken wir das Eindringen der Technik in diese Bildwelten spät. Mehr und mehr gewinnt auch hier wieder der Wunsch nach technischer Beherrschbarkeit, nach Kontrolle die Oberhand. Eigenwillige Pläne, Geräte und Muster, die nun fast ornamental wirken, tauchen auf, aber auch verformtes, zerschmolzenes Metall.
Anne Rinn ist fasziniert von Technik und Naturwissenschaft. Und eigentlich würde sie gern wissenschaftlich an all das rangehen, was sie interessiert. So aber, als Künstlerin, nähert sie sich ihren Motiven eher intuitiv, auch wenn sie alles sammelt und liest, was ihr zu einem bestimmten Thema – wie der Nanotechnologie zum Beispiel - in die Finger kommt. Und viele wissenschaftliche Forschungsergebnisse werden ja über Bilder vermittelt. Häufig entwickelt Anne Rinn ihre fantastischen Gerätschaften und Formen daher über Collagen: Gefundenes, Gesammeltes, Gezeichnetes wird zerlegt, zerschnitten, umgebaut und dann wieder zusammengesetzt, so lange, bis die gesamte Komposition steht. Danach erst entsteht die endgültige Zeichnung. „Es ist wie bei einem Mechaniker“, sagt die Künstlerin, „in gewissem Sinn bastele ich die Bilder zusammen.“ Das Prinzip des Zeichnens selbst als eine Art des Wachsens ist dabei von Bedeutung – das sieht man vor allem in den neuesten Arbeiten, die im Erdgeschoss präsentiert werden. Auch wenn Anne Rinn von technischen Geräten zum Beispiel inspiriert wird, zeichnet sie letztlich frei, oft aus der Erinnerung und lässt sich dabei von ihrer Phantasie treiben, lässt die Hand laufen.
Es geht also nie darum, bereits Bestehendes zu reproduzieren. Vielmehr ist die Bildwelt von Anne Rinn absolut neuartig, kreativ, innovativ. Sie lockt unseren Blick zunächst über scheinbar Bekanntes und verführt ihn dann in ganz andere Welten. Es ist keine Kunst, die im ersten Moment gleich verstört. Sie macht zunächst einmal einfach Spaß und zeitigt ihre Wirkung dann später, wenn wir wieder in die reale Welt zurückschauen und merken, wie sich unser Blick verändert hat.
All dies gilt auch für die große Zeichnung, die in die Fassade des TTR integriert und speziell für diese Architektur entstanden ist. Schon von der Schnellstraße aus sieht man die weißen Papierbögen im gläsernen Fassadenteil – direkt an den beleuchteten innen liegenden Balkonen. Ihr Rhythmus greift die gegebene architektonische Gliederung und die besondere Beleuchtungssituation auf, aber sie entspricht auch dem durch Fensterbänder gegliederten Rhythmus der beiden seitlichen Flügelbauten mit ihrer an sich weißen geschlossenen Fassade.
In fröhlichem Grün, Blau und Pink eröffnet Anne Rinn den fiktiven Blick aufs Innere des Hauses. Das beginnt im 1. Stock mit einem Verweis auf die typische Struktur nanotechnologischer Bilder, wie sie möglicherweise auch im TTR entstehen. Spitz zulaufende Hügel tauchen in den Computersimulationen, die in der Forschung, Bearbeitung und Produktion dieser ein Milliardstel Meter kleinen Welten verwendet werden, häufig auf. Es ist einer der für Deutschland ganz wichtigen Forschungsbereiche, der unser Leben in den nächsten Jahren vermutlich entscheidend verändern wird. Es gibt hoffnungsvolle und kritische Stimmen dazu. Aber um Stellungnahme geht es Anne Rinn gar nicht, sondern um die Besonderheit von Oberflächenstrukturen zum Beispiel, um den Reichtum an Welt.
Eine reiche, ornamental schöne Welt begegnet uns auch im zweiten Stock. Hier sehen wir fast florale Gewächse, die sich in Schwüngen und Bögen über die Balustrade ziehen. Auch das TTR liegt ja als Technikzentrum im Moment noch in einer gewissen Naturlandschaft – und erinnert Anne Rinn daher an das bereits erwähnte sibirische Akademgorodok, was soviel heißt wie „Akademisches Städtchen“. Es handelt sich dabei um eine reine Wissenschaftsstadt, 1957 als Stadtteil von Nowosibirsk gegründet, 30 km von dort entfernt gelegen, abgeschieden, inmitten von Birken- und Pinienwäldern. Ein Ort also, an dem Forscher unter idealen Bedingungen arbeiten können.
Der Stadtplan dieses wissenschaftlichen Zentrums von Sibirien war Ausgangspunkt für die Zeichnung im dritten Stock. Wir sehen die Anlage von oben, wie aus dem Flugzeug. Links daneben einen Regensensor, der einem Satelliten ähnelt. In der Mitte, über allem, der zum Sensor gehörige Scheibenwischerblick, der an dieser Stelle durchaus symbolisch auch für unseren Blick auf die Zeichnungen stehen kann: Die Kompositionen sind so angelegt, dass wir von der Mitte ausgehend jeweils nach rechts und links außen schauen und wieder zurück – der Blick beschreibt damit die Bewegung eines Scheibenwischers.
Im vierten Stock begegnen wir dann Menschen im Labor. Dargestellt wie mittelalterliche Alchimisten und wie moderne Vermummte, mit Helm und Ganzkörperanzug. Es könnten auch Roboter sein, die die Arbeit übernommen haben. Geheimnisvolle Gestalten sind es allemal.
Zum Abschluss blicken wir dann nicht mehr ins Innere von Labors und Städten, sondern von Maschinen: Schaltpläne der unterschiedlichsten Art sind hier zu sehen und ergeben zugleich schöne akkurate Linienmuster.
Meine Damen und Herren, Anne Rinn bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, freier Intuition und strenger Wissenschaft, zwischen erzählerischem Talent und formaler Strenge, Reduktion der Mittel und Lust am Detailreichtum. „Einblicke ins Unsichtbare“ hat die Künstlerin diese Ausstellung im Untertitel benannt. Dass es dabei nicht um esoterische Vorstellungen geht, ist – glaube ich – deutlich geworden. Trotzdem begreift sie Wissenschaft nicht als die eine sichere Stütze unseres Weltbilds, sie hinterfragt den Totalitätsanspruch, ist aber zugleich fasziniert von ihren Entdeckungen, ihren Bildern, ihrer Sprache. Wie ein Forscher, so sucht auch Anne Rinn nach der inneren Mechanik, den Schaltplänen und Formeln, die hinter dem Sichtbaren stecken und dieses bedingen, aber sie lässt bei dieser Suche auch die Ahnung zu, die Fantasie, das Irrationale, all dies gepaart – nicht zuletzt – mit Witz und Ironie. „Ich möchte Bilder finden, erfinden, die ich – und andere – noch nicht gesehen haben“, sagt sie, „ich möchte mich selbst überraschen.“
Das ist ihr Weg, die Welt zu zerlegen und zu schaun, was sie tief drinnen zusammenhält.
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