| Berliner Morgenpost vom Sonntag 31. August 1997 |
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GALERIE ACUD ZEIGT ANNE RINN Kunst
Erschienen: 31. August 1997 Medium: Berliner Morgenpost vom Sonntag Autor: Christina Wendenburg
Anne Rinn liebt inszenierte Bilder. Deshalb hat sie nicht nur Bühnengestaltung in Wien studiert, sondern auch Malerei in Moskau. Seitdem sind die Arbeiten der 1968 in Tübingen geborenen Künstlerin von beiden Polen bestimmt und zeigen ihr Interesse an Bewegung.
In ihrer ersten Ausstellung in Berlin, in der Galerie Acud, lenkt sie behutsam die Blicke der Betrachter auf Material und Farben. Mit Objekten aus Gips und einem humorvollen Animationsfilm zeichnet sie die Ursprünge bewegter Bilder nach. Unscharf und jenseits technischer Perfektion sucht sie in ihrem Film "Gegenläufe", den nostalgischen Charme von Vorläufern der Kamera einzufangen. Als Bewegungen noch vorgetäuscht wurden und mit kleinen Bildertrommeln, die sich endlos drehten, einzelne Aufnahmen dem Auge eine Abfolge vorgaukelten.
Anne Rinn hat auf ein Endlosband kleine Autos gezeichnet, die sie in verschiedenen Richtungen gefilmt hat und nun als charmantes Verkehrschaos in Endlosschleife präsentiert.
Ihr filmisches Experiment hat sie auch zu den "Fliegenfängern" inspiriert. Die hängen als breite gedrehte Bänder von der Decke. Auf braungefärbtem Transparentpapier kleben starre Fliegen dicht an dicht und werden zum Ornament sich überlappender Körper.
Zwischen beiden Werken spannt sie eine verbindende Skulptur und Objekte, die sie wie am Fließband vorführt. Mehr als 20 Knieabgüsse hat sie in verschiedenen Bewegungswinkeln auf den Boden aufgereiht. Um die Bewegungsfolge zu begreifen, muß man schnell den Blick über sie schweifen lassen, die Augen wie eine Filmkamera nutzen, also Einzelbilder speichern und daraus die Bewegung zusammensetzen.
Im Zeitalter hochtechnisierter 3-D-Effekte und Bildvisionen appelliert sie damit an die Beschaulichkeit von simplen Bildern und das naive Seherlebnis, ohne Anspruch auf atemberaubende Schnitte oder abenteuerliche Tricks.
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